Wilde-Luzie Fun Fun Fun

Logbuch 2016
Saison Start: 04-April-2016
Saison Ende: 20-Sep-2016
Gesegelte Strecke 2016: 2053 sm

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    Start in die Saison
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    Erste Etappe Timmendorf auf Pöhl
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    Schlechter Service der Motorspezialisten.
    Die Entlüftungsschraube war undicht.
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    Kolberg Rathaus
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    Gdynia Hafenmole
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    Danzig Eingangstor zur Altstadt
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    Klaipeda Rathausplatz mit Änchen von Tarau
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    Riga
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    Ruhnu
    Älteste schwedische Holzkirche in Estland
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    Kuressaare (Ahrensburg)
    Die Schutzpatrone der Fischer von Ösel
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    Riga Dom
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    Helsinki Dom
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    Stockholm
    Prinzessinentag
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    Karlskrona
    Nils Holgerson springt aus dem Buch
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    Käseberge
    Paraglider an der Klippe bei der Steinsetzung
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    Flaggenparade - letzte Impressionen
Von Anfang an war die Wilde Luzie so geplant, konstruiert und eingerichtet worden, um ein Schiff als Basis für längere Reisen zu haben. Das dieser Plan aufgegangen ist, haben viele Urlaubsreisen in den letzten Jahren bewiesen.
Schon lange haben Überlegungen in meinem Kopf herum gespukt, einmal um die Ostsee zu segeln. Realisieren kann man so eine Reise jedoch nur, wenn die notwendige Zeit dafür zur Verfügung steht. Also nichts für drei Wochen Sommerurlaub.
Von meinem Arbeitgeber habe ich bereits 2015 ein Angebot bekommen, dass ich auf keinem Fall ausschlagen konnte.
Es wurde immer klarer, das 2016 das Jahr unseres Lebens wird. Alle Voraussetzungen fügten sich zusammen. Wir hatten Zeit, wir hatten keinerlei sonstige Verpflichtungen und die Wilde Luzie stand ausgerüstet und frisch poliert in der Winterhalle. Damit konnte die Planung für die Reise um die Ostsee in die heiße Phase gehen.
Am 4-April-2016 haben wir die Wilde Luzie zu Wasser gelassen und eingerichtet. Wir haben uns noch eine Woche Zeit gelassen um einen Grundstock an Lebensmitteln und was man sonst noch braucht, einzukaufen. Am 11-April-2016 haben wir dann alle Leinen gelöst, mit dem Bewusstsein, dass wir für längere Zeit nicht zurück kommen werden.
Es war unser Ziel auf dieser Reise, nicht nur Meilen zu segeln, sondern auch Menschen in den verschiedenen Ländern etwas kennen zu lernen, die Kultur, etwas von der jüngsten Vergangenheit, aber auch von der Historie aus Zeiten der Hanse und der verschiedenen Königreiche der unterschiedlichen Epochen, kennen zu lernen. Nach dem der Weg nach Osten nun wieder offen war, wollten wir unbedingt diese Gelegenheit nutzen. Wer kann schon sagen, wie lange dies möglich sein wird.
Ohne die vielen schönen Erlebnisse und Eindrücke aus den Ländern an der Ostsee vorweg zu nehmen, so muss ich doch an dieser Stelle erwähnen, dass es keinen besseren Einstieg in den Ruhestand hätte geben können.
Es war noch sehr kalt als wir gestartet sind. Nachts gab es teilweise noch Frost.

Das konnte uns jedoch nicht von unserer einmal begonnen Reise abhalten. Nur der Wind ... erst kam er aus Osten und hielt uns ein paar Tage auf, dann aus NW mit einer Macht, dass selbst die hart gesottensten Heringsfischer sich nicht auf den Molen und Brücken bei Stralsund halten konnten.
Aber dann wurde das Wetter mit jedem Tag etwas besser. Im Greifswalder Bodden hat uns noch eine Robbe auf dem Weg nach Westpommern verabschiedet.

Nie zuvor waren wir in Polen oder gar in einem der Baltischen Staaten. Also haben wir kurzerhand unsere Reise in eine Expedition umdefiniert, mit dem Erfolg, dass man uns überall freundlich begegnete und wir auf eine sehr positive Weise überrascht wurden.

Kolberg im Frühling ist sehenswert. Die Parks waren voll mit Tulpen und herrlich duftenden Hyazinthen. Eben ein echtes Kur-See-Bad mit schönen kleinen Cafés. Und Kuchen können die Polen backen - echt zum verlieben.
Immer mit einem Blick auf die Web-Seite des Hydrographischen Büros der polnischen Marine ging es weiter nach Osten. Aber Sonntags und schon gar nicht am 1. Mai, wird auch in Polen nicht geschossen. So konnten wir uns den großen Umweg um die Übungsgebiete ersparen.

Mit jedem Tag wurde es nun etwas wärmer und als wir in Gdynia ankamen - weil es dort gute Riggbauer gibt, die unser Problem mit dem ausgerissenen Fallweiser in Ordnung gebracht haben - war der Frühling schon im vollen Gang. Gut das uns ein paar polnische Segler diesen Tip gegeben haben, sonst hätten wir diese Stadt nicht kennen gelernt.

Die Einfahrt in den Danziger Hafen ist schon etwas besonderes. Auf der einen Seite wegen des Denkmals auf der Westerplatte wo der zweite Weltkrieg begann und zum anderen wegen der Danziger Werft die zum Symbol für die Befreiung Ost-Europas wurde.

Der eigentliche Yachthafen liegt vor den Toren der Altstadt, nicht weit entfernt von dem berühmten Krantor. Die nette Hafenmeisterin hat uns den schönsten Platz im Hafen zugewiesen, direkt vor dem Hotel Gdansk, sodass wir am Abend immer etwas Live Musik hatten.

Die wieder aufgebaute Altstadt hat uns überwältigt und für eine Woche in Ihren Bann gezogen. Es gibt hier so viel zu schauen und entdecken, aber besonders hatte es mir die Astronomische Uhr im Marine-Dom angetan.
Mit unserem ersten Gast auf dieser Reise haben wir uns dann auf dem langen Weg nach Klaipeda und zur Kurischen Nehrung aufgemacht. Diese Etappe lag mir besonders im Magen, weil es auf der ganzen Strecke von fast 130 sm, 26 Stunden keinen Baum und keine Wiese für unseren Bordhund gab. Aber Lilli hat das mit Bravur gemeistert.

Klaipeda hat uns mit einem Hafenfest und einem Feuerwerk empfangen. Leider hat es ausgerechnet an diesem Abend geregnet. Am nächsten Morgen zum Stadt-Marathon lachte die Sonne jedoch wieder von einem unschuldig blauen Himmel.

Auf der weiteren Reise um die Lettische Halbinsel herum hinein in die Rigaer Bucht haben wir einige nette Orte kennen gelernt. Einige durch Ihre Industriehäfen geprägt und andere wieder sehr ländlich mit gut gefüllten Bauernmärkten.
Riga ist schon etwas besonderes mit seiner historischen Altstadt, den liebevoll restaurierten Jugendstil-Häusern und den wunderschönen Parkanlagen. Besonders fasziniert hat mich das Angebot und das Treiben in den alten Zeppelin Hallen, die heute als Markthallen dienen. Diese Fülle an Obst, Gemüse und sonstigen Lebensmitteln hätte ich hier nicht erwartet.

Es ist mittlerweile Sommer geworden. Wie sich später herausstellen sollte, hat uns das warme Wetter ohne viel Regen aber teilweise ordentlichen Wind aus der falschen Richtung, auf unserer weiteren Reise um die Ostsee begleitet.

Crewwechsel. Mit unserem neuen Gast machen wir uns auf nach Estland. Zunächst nach Ruhnu, einer Insel mitten im Rigaer Meerbusen, mit einer alten schwedischen Holzkirche und duftenden Kiefernwäldern. Weiter nach Saaremaa (Ösel). In Ahrensburg haben wir uns ein Auto gemietet um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten zu besuchen u.a. den berühmten Meteoritenkrater.

Die Inselwelt von Estland kann im Sommer eine liebliche Landschaft sein, weshalb wohl auch der Zar gerne nach Haapsalu in die Sommerfrische kam.
Tallinn war wieder so ein Highlight, mit einer wunderschönen historischen Altstadt, natürlich umgeben von Industriebauten, Banken und Plattenbauten. Hier haben wir das teuerste Eis unserer Reise gegessen, wobei uns die nette Verkäuferin erklärte, es sei das Beste der ganzen Stadt.

Am Hafen herrscht ständiges Treiben rund um die Fähren aus Finnland. Viele Finnen kommen nur für eine kurze Visite um palettenweise Bier und sonstigen Alkohol für die kurz bevorstehende Mittsommerwende einzukaufen.

Auch wir decken uns ordentlich mit Bier und Getränken ein, wissend, dass es in Finnland und Schweden sehr teuer ist. Doch zunächst machen wir noch einen Abstecher nach Prangali, einer Insel etwas östlich von Tallinn um dort Mittsommer zu feiern, bevor es weiter nach Helsinki gehen soll. Den Tip hat uns ein französisches Ehepaar gegeben und sie hatten recht. Es war ein fröhliches Fest bis in die frühen Morgenstunden, bei dem die Sonne nicht unter ging.
Ab Helsinki wird die Reise familiärer und der lange Heimweg gegen den Wind beginnt. Unser Sohn begleitet uns durch tausende von Inseln entlang der finnischen Südküste zu den Alandinseln und weiter nach Stockholm.

Und hier nun das absolute Highlight. Unsere Prinzessin Merle kommt mit Ihren 8 Jahren ganz alleine mit dem Flieger nach Stockholm, um mit uns durch die Inseln von BullaBü Land zu segeln.

Den Rest der Strecke kennen wir schon von früheren Reisen. Landschaftlich sehr schön, aber wenn man Pech hat, steht einem tagelang der Wind auf der Nase.

Und wir hatten Pech, fünf Tage lang saßen wir bei sonst schönem Wetter aber heftigem Wind in Karlskrona fest. Einziger Trost, nahezu hundert anderen deutschen Seglern ging es ebenso. Diejenigen die es versuchten über die Hanöbucht zu kommen waren schnell wieder zurück. Gegen 3m Welle und 6 Bf und das über 70 sm muß man nicht ankämpfen. Im Gedanken hatten wir schon an einem Plan-B gearbeitet (Boot hier ins Winterlager und mit der Bahn nachhause). Doch dann gab es immer wieder kleine Wetterfenster, die uns den langen Weg um die Hanöbucht möglich machten. Trotzdem haben wir in Simrishamn wieder festgesessen.

In Käseberga haben wir uns noch einen Tag Zeit genommen, um die Steinsetzung aus der Jungsteinzeit zu bewundern.

Dann ging es schnell. Gislöfsläge, Klintholm Fehmarn und schwup waren wir nach über 5 Monaten wieder in Neustadt.

Wir sind dankbar, dass wir diesen schönen Sommer erleben durften.