Seit eineinhalb Jahren haben wir auf diesen Moment gespannt und voller Vorfreude gewartet. Am 23-Juni-2005 war Stapellauf für die "Wilde Luzie" und seit dem haben wir lediglich einige kleine Testfahrten in der Lübecker Bucht unternehmen können. Mit Beginn der Schulferien am 23-Juli-2005 hatten wir nun vier Wochen lang Zeit, alle Möglichkeiten unserer Sirius 32DS in aller Ruhe auszuprobieren.
9:15 nichts hält uns mehr fest. Die letzte Zahnbürste ist verstaut, noch ein kurzer Gruß an die Stegnachbarn, dann sind die Leinen los. Während sich die Wilde Luzie aus dem Hafen in Neustadt schlängelt, die Fender und Leinen in den Tiefen der Backskiste verschwinden ist das Groß schon gesetzt. Da der Wind in der Landabdeckung nur moderat aus West weht, entscheiden wir uns gleich für den Drifter - die Logge dankt es. Nach dem die Untiefen Tonne Pelzerhaken passiert ist und der Autopilot sein neues Ziel - Tonne E70 am Verkehrstrennungsgebiet Kadet Rinne - fest im Visier hat, ist erst einmal Kaffeetrinken angesagt. Die nächsten 8-9 Stunden geht es ohnehin nur gerade aus. Je weiter wir die Lübecker Bucht hinaus fahren, um so mehr kommt die Wetteransage zu Ihrem Recht. West 5 Böen 6-7. Für unseren Kurs ideal, verspricht es doch eine flotte Reise nach Bornholm.
Es ist kurz nach 19:00 als wir die Tonne E70 an Backbord liegen lassen. Fast hätten wir die ebenfalls dort ausliegende Meßboje übersehen, was bei mittlerweile zwei Meter Welle gar nicht so schwierig war. Nächstes Ziel das Meßbojen Feld am östlichen Ende des Verkehrstrennungsgebiet Kadet Rinne. Langsam wird es Dunkel. Die erste Nacht auf See. Das Radar läuft, der SeaMe blinkt - gute Voraussetzungen, dass wir gesehen werden - was wohl ein Skipper dazu veranlasst hat, einmal etwas genauer nachzusehen, was da wohl herumschwimmt. Nach dem wir das geklärt hatten, kehrt Ruhe ein. Die Leuchttürme Dornbusch auf Hiddensee und Arkona auf Rügen begleiten uns durch die Nacht.
Morgens um Sieben ist die Welt immer noch in Ordnung. Der Wind hat sich mittlerweile auf stramme 6 eingestellt, das Groß liegt sauber zusammengefaltet in seinen Lazy Jacks. Nur die Genua zieht uns Schnur Stracks nach Bornholm zu. Im Hammerhafen an der Nordwest Spitze wollen wir eine Pause einlegen. Hier hatten wir bei einer unserer letzten Reisen Rund Bornholm schon einmal Station gemacht. Doch je mehr wir uns der Küste näherten und die durch den starken Seegang in die Höhe schießenden Wellen sahen, die zu Millionen weißer Tropfen zerstaubten, um so mehr wurde uns klar, da kommen wir nicht heil rein und wenn schon, in den nächsten Tagen nicht wieder raus. Die Entscheidung war klar und schnell getroffen. Wir brauchen einen Ausweichhafen im Lee von Bornholm. Nach der Umrundung von Hammerodde - wen wundert's - Spiegel glatte See und nur ein Katzensprung noch bis Allinge. Von Weitem schon war klar, dass wir heuten keinen Platz an der Kaimauer bekommen würden. Immerhin Außenposition im Päckchen - Platz 7 - gute Voraussetzungen für einen schnellen Start am anderen Morgen.
Noch während wir mit den Leinen beschäftigt sind, steigt uns der Duft von frische Ofenpizza in die Nase. In all dem bunten Treiben rund um den Hafen ist der Verursacher schnell ausgemacht und der Speiseplan umgeschrieben - gut war sie. Allinge ist doch nicht so verschlafen wie wir zunächst dachten. Bis spät in die Nacht kocht rund um den Hafen das Leben. Da wir am nächsten Tag weiter Richtung Kalmar wollen, wird es nach einer guten Flasche Sekt als verspäteten Anlegeschluck schnell ruhig auf der Wilden Luzie.
25-Juli-2005: Typisch Montagswetter - es nieselt. Naja erst mal Frühstücken, das hilft manchmal. Dank unserer schwer erkämpften Außenposition, sind wir bei den ersten, die an diesem Morgen den Hafen verlassen dürfen. Kurs Utklippan. Dazwischen wieder nur Wasser, manchmal auch von Oben, immer noch die alte See und der alte Wind aus West - zwar schon etwas müde geworden, aber immer noch gut für eine schnelle Fahrt. Man muß ja schon ein verwegener Seefahrer sein um nach Utklippan zu segeln. Ein paar Steine, ein Leuchtturm drauf und ... nichts ... Ein sehr romantischer Ort für alle, die schon immer einmal Robinson auf einer einsamen Insel sein wollten. Leider ist dieser Job jedoch schon vergeben. Nach alter Seeräuber Manier fordert der Leuchtturmwärter/Hafenmeister seinen Tribut, nicht ohne so eben mal nebenbei seine frischen, selbst gefangenen und geräucherte Lachse anzubieten. Wohl dem, der nicht widerstehen kann. Da man auf dieser Insel ohnehin nicht länger als 2 Minuten in eine Richtung laufen kann, zieht uns das "große nichts" nach all der vielen frischen Luft bald in die Koje.
Bis hier hin habt Ihr jetzt alle erst einmal lesen müssen, weil vorher gar keiner auf die Idee gekommen ist, dass wir auch einen Foto dabei haben. Deshalb gibt es auch hier die ersten Bilder.
Leuchtturm Utklippan
Das nördliche Hafenbecken
In der Bildmitte, die "Wilde Luzie"
Die westliche Einfahrt
Schloßpark Kalmar
Schloßpark
Schloß Kalkar
Meine Crew
Marine Museum Kalmar
Schloßpark Troll
Kalmarsund Brücke
... der will sicher nach Kalmar in den Hafen ...
Das gelbe Monster kommt näher ...
Hafeneinfahrt Kalmar
Einfahrt in die Schären südlich Västervik
... Blick zurück
Durchfahrt durch den Sparösund
30-Juli-2005: Es regnet leicht. Dennoch haben wir uns vorgenommen, das Ziel der gestrigen Etappe, die Insel Städsholmen zu erreichen. Solange wir in der Abdeckung von Festland und der Schären sind, kommen wir gut voran. Je weiter wir jedoch in das äußere Schärengebiet vordringen, um so rauer wird die See und dann noch permanent mehr als zwanzig Knoten auf die Nase - in einem Seegebiet das wir nie zuvor befahren haben und mit einem Motor der nicht in Ordnung ist - besser jetzt nicht weiter. 180° Kehrtwende und in einer Rauschefahrt zurück nach Västervik, diesmal jedoch in die große Marina auf der gegenüberliegenden Seite.
Vielleicht können wir ja die Zeit nutzen und dem Problem mit der Dieselversorgung auf den Grund gehen. Bei strömenden Regen machen wir uns auf den Weg um noch etwas Werkzeug und vor allen einen dünnen Stahldraht zu besorgen um damit eventuelle Verstopfungen aus der Steigleitung im Tank zu entfernen. Leider sind an diesem Samstag in Västervik schon alle Geschäfte zu und den Fußmarsch zu einem etwas außerhalb gelegenen Einkaufszentrum wollten wir uns - bei fraglichem Erfolg - dann doch nicht antun. Ein weiteres Telefonat mit Torsten brachte mich auf eine Idee. Ich kaufte mir in der Marina eine kräftige Fußpumpe mit der man eigentlich Schlauchboote aufbläst. Damit konnte ich dann die Versorgungsleitung vom Dieselfilter bis in den Tank so lange unter Druck setzen, bis die aufsteigenden Luftblasen im Tank klar und deutlich zu hören waren. Damit hatten wir eine Möglichkeit gefunden uns kurzfristig zu behelfen, bis uns einige Tage und mehrere hundert sm später der eigentliche Grund für das Problem klar wurde.
31-Juli-2005: Der Tiefausläufer ist durch, die Sonne schein - halt eben Sonntagswetter. Also Los. Es dauert nicht lange und wir haben die Position an der wir gestern umgekehrt sind hinter uns gelassen. Gute Segelbedingungen und der Drifter zieht uns bei gut halben Wind mächtig vorwärts. Eine kluge Entscheidung gleich den vollen Satz Leichtwindsegel mit zu ordern. Eine fantastische und vielfältige Inselwelt, mit schroffen Felsen und dann wieder mit Büschen und Kiefern bewachsene Schären und zwischen drin, die schönen bunten Sommerhäuser. Das ist was fürs Auge und Balsam für die Seele. Dazu die warme Sonne - fantastisch. Weit kommen wir an diesem Tag voran. Auf der Suche nach einem ruhigen Platz für die Nacht, fällt mir neben all den möglichen Buchten und Ankerplätzen etwas abseits der Hauptroute der kleine Hafen Fyrudden auf - ideal. Trotz später Stunde empfängt uns der Hafenmeister sehr freundlich und gibt uns ein paar gute Tipps zum Einkaufen für den nächsten Tag. Das dieser Tag, der es wert ist in die Segelgeschichte einzugehen, mit einer guten Flasche Sekt ausklingt, muss hier nicht mehr besonders erwähnt werden.
1-August-2005: Wieder einmal regnet es. Macht nichts - genau deshalb haben wir uns ja eine Sirius mit Decksalon angeschafft. Vom Innensteuerstand läßt sie sich genauso gut fahren wie aus dem Cockpit und man sitzt im trockenen. Es gibt frischen Kaffee und leckere schwedische Schokokekse. In dem engen Fahrwasser zwischen den Inseln Väggön und Haskö entdecken wir bei dem weißen Leuchtfeuer Bergholmen die Einfahrt in einen wunderschönen Naturhafen. Den merken wir uns für die Rückreise oder für eine andere Tour vor. Unter Motor geht es immer weiter immer weiter nach Norden. Langsam lässt der Regen nach und ein schönes warmes Licht breitet sich über die vielen Steinhaufen und Inselchen aus. Westlich der Insel Lindholm bei der grüne Tonne mit der goldenen Krone als Topzeichen setzen wir wieder Segel. SO und 12Kn Wind treiben uns rasch weiter und fürs erste durch die letzte enge Passage zwischen der Insel Arkö und Lunda hindurch. Viel Platz ist da nicht zwischen den Klippen die man kaum sieht und der Südspitze von Lunda. Dann werden die Steine weniger und wir überqueren den Öxlesund bis zur gleichnamigen Stadt, unserem nächsten Ziel. Der Hafen Badhusviken ist keine 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, gute Gelegenheit frische Lebensmittel einzukaufen. Am Abend spielt nicht weit von unserem Steg eine Kapelle zum Tanz auf - wir nehmen an, extra für uns.
2-August-2005: Früh sind wir wieder unterwegs - bis Stockholm sind es noch 100sm und in ca. einer Woche wollen wir zurück sein, da unseren Sohn dann von Nyköping nach Frankfurt und weiter und die Sprachferien nach Frankreich fliegen will. Zunächst kommen wir bei einer leichten Morgenbrise gut voran, doch östlich vom Leuchtfeuer Krankan zieht selbst der Blister nicht mehr. Also alles einpacken und den Motor an. Es wird heiß und die See ist spiegelglatt. Gute Gelegenheit für eine Pfanne Bratkartoffeln mit Räucherschinken. Erst als der Leuchtturm Landsort schon eine weile hinter uns liegt, kommt der Wind wieder. Diesmal dummerweise aus Norden. Also hoch an den Wind und Höhe bolzen über den Västergrund bis wir hinter der Insel Mällsten etwas abfallen können, Richtung Utö -Peilung Windmühle- unserem nächsten Ziel. Der Hafen ist zum bersten voll. Mangels besserer Gelegenheit gehen wir an einem schwedische Racer längsseits. Nach einer längeren Ansprache, ja nicht mit Schuhen über sein Deck zu laufen, sind wir fest. Der Hafen liegt schön und bietet alles was ein Segler zum glücklich sein braucht. Nur die vielen Fährschiffe verursachen im halbstunden Takt einen unangenehmen Schwell. Wir nutzen den lauen Abend um noch etwas Spazieren zu gehen. Beim Inselbäcker kaufen wir noch ein Brot mit Gewürzen, die wir bis heute nicht entschlüsselt haben. Gut war's.
Landsort
... Weg nach Utö
Landsort
Auf dem Weg von Utö nach Stockholm
Gästesteg Saltsjöbaden
Grandhotel Saltsjöbaden
Gästesteg
Sternwarte Saltsjöbaden
Christian und seine Peakoo
... noch einmal Christian
Villa in gelb mit Motorboot
Villa in blau
Mein Lieblingsbild
... uns das auch
Naturhafen Lökholmen, gegenüber Sandham
Ankunft des Inseldampfers
... ob hier früher mal Holländer waren ...
Hafen Utö
... unser bestes Stück